Wie misst man Sinn? Vielleicht an jenen Momenten, die sich im Innersten festsetzen, weil sie berühren, aufrütteln und den Blick auf die Welt für immer verändern.
Unser diesjähriger Aktionstag begann still und doch bedeutungsvoll. Freiwillige Mitarbeitende trafen sich früh morgens zur Blutspende. Eine Geste der Solidarität, die weit über den kurzen Pieks hinausreicht. Denn gerade Menschen mit Rückenmarksverletzungen sind oft auf Blutkonserven angewiesen, sei es nach einem Unfall, bei Operationen oder bei Komplikationen während der Reha. Für uns war es der erste Schritt eines Tages, der viel mehr war als ein gemeinsamer Ausflug.
Mittags versammelten wir uns in Nottwil zum gemeinsamen Essen, zum Ankommen. Doch worauf wir uns wirklich einliessen, wussten wir da noch nicht. Denn was folgte, war keine Führung, kein Programm. Es war eine Erfahrung. Eine Konfrontation mit Vorstellungen, die wir nicht kannten und mit Vorurteilen, die wir nicht bemerkt hatten.
Dann begann Stefan zu erzählen: Ein Mensch mit klarer Stimme, wachem Blick und einem dieser seltenen Talente: Dir in einem Satz dein Weltbild zu verrücken. Selbst Rollstuhlfahrer führte er uns ins Thema ein: Was bedeutet Paraplegie? Wie unterscheidet sie sich von Tetraplegie? Warum können viele Menschen im Rollstuhl dennoch ein paar Schritte gehen und warum überrascht uns das so sehr?
„Das ist das Defizitdenken unserer Gesellschaft“, sagte Stefan. „Viele glauben, man würde simulieren, wenn jemand im Rollstuhl plötzlich aufsteht.“ Wer hätte es nicht gedacht? Ein kurzer Satz und doch ein Spiegel unserer Denkmuster.
Dann wurde es persönlich. Stefan erzählte seine Geschichte: Als passionierter Fallschirmspringer hatte er über 10’000 Stunden in der Luft verbracht. Bis zu jenem Tag. Er startete mit dem Fallschirm, wie so oft. Doch als er rund 20 Meter Höhe erreicht hatte, geschah das Unfassbare: Er stürzte in die Tiefe. Sein Rückenmark wurde verletzt. Die Diagnose: Paraplegie.
Und doch stand dieser Mann später wieder am Himmel. Zehn Monate nach dem Unfall flog er wieder mit dem Gleitschirm. Es war sein persönlicher Abschluss der Reha. Nicht das Zurück, sondern das mutige Vorwärts.

Was heute selbstverständlich scheint, war vor wenigen Jahrzehnten noch undenkbar: Menschen mit einer Querschnittlähmung hatten keine Perspektive. Viele wurden nach einem Unfall schlicht ins Altersheim abgeschoben, unabhängig von ihrem Alter oder ihrer Lebenssituation. Andere verbrachten Jahre im Spital, weil es keine spezialisierte Einrichtung für ihre Rehabilitation gab.
Diese Lücke erkannte Dr. med. Guido A. Zäch und handelte. Mit unerschütterlichem Engagement gründete er 1990 das Schweizer Paraplegiker-Zentrum in Nottwil. Es sollte ein Ort werden, an dem Betroffene nicht nur medizinisch versorgt, sondern als ganze Menschen wahrgenommen und in ein selbstbestimmtes Leben begleitet werden.
Heute ist das Zentrum ein international anerkanntes Kompetenzzentrum für Rückenmarksverletzte, mit modernster Infrastruktur, einem einzigartigen Rehabilitationsansatz und einem tiefen, gelebten Respekt für jede einzelne Lebensgeschichte.
Unser Besuch hat uns gezeigt: Hier geht es nicht um Pflege. Es geht um Möglichkeiten. Und um die Überzeugung, dass Würde, Selbstständigkeit und Teilhabe keine Zugeständnisse sind, sondern Rechte.
Wie lebt man in einer Welt, die für Stehende gebaut ist? Diese Frage stellte sich uns nicht mehr theoretisch. Jeder von uns bekam einen Rollstuhl. Wir fuhren, über Rampen, über Teppiche und Schwellen. Was für uns Alltag ist, wurde zur Barriere. Was für andere Hürde ist, hatten wir nie bemerkt. Selbst kleinste Steigungen wurden zur Herausforderung. Und doch: Wir erlebten auch, wie viel Autonomie möglich ist, wenn man nicht bevormundet, sondern vertraut.
Stefan erzählte uns vom Alltag: Wie oft er gefragt wird, ob man ihm helfen könne. 25 Mal pro Tag. Und wie oft Menschen einfach anpacken, ungefragt. Gut gemeint aber übergriffig. „Fragt, wenn ihr helfen wollt“, sagte er. „Wir fragen auch, wenn wir Hilfe brauchen.“
Seine Haltung war dabei das Berührendste: Kein Selbstmitleid, kein Pathos. Sondern Klarheit. Und eine fast unbegreifliche Lebensfreude. Für ihn war der Unfall kein Ende, sondern ein anderer Anfang.

Später führte Stefan uns durch Teile des Paraplegiker-Zentrums. Er erklärte uns die Reha-Struktur, wie ein Stundenplan, mit festen Einheiten: Physio, Ergotherapie, Sport. Muskelaufbau dort, wo es geht, weil jede Ressource zählt. Im hauseigenen Shop lernten wir die Vielfalt an Rollstuhlmodellen kennen. Wir erfuhren, wie der Alltag organisiert wird, auch bei Dingen, über die sonst niemand spricht. Mit Offenheit und Würde beantwortete Stefan jede Frage.
Zum Abschluss waren wir im Essbereich des Zentrums. Leise, nachdenklich, aber verbunden. Wir hatten etwas verstanden, das man nicht lesen kann, sondern erleben muss.

Später, am Seeufer in Nottwil, sassen wir gemeinsam in der Beachbar. Das Erlebte hallte nach. Nicht laut. Sondern tief. Es war ein Tag, der uns verändert hat. In unserer Wahrnehmung. In unserem Miteinander.
Und ja, wir werden das Zentrum auch finanziell unterstützen. Mit einer Spende und einer Firmenmitgliedschaft. Doch was bleibt, ist mehr als ein Betrag: Es ist die Gewissheit, dass Menschlichkeit nicht im Mitleid liegt, sondern in echter Begegnung auf Augenhöhe.
Manche Tage hinterlassen keine Spuren im Kalender, aber Spuren im Denken. Unser Besuch im Schweizer Paraplegiker-Zentrum hat nicht nur Horizonte erweitert, er hat etwas in uns verschoben. Weg vom schnellen Urteil. Hin zu mehr Achtsamkeit, Respekt und echter Begegnung.
Wir sind dankbar für alles, was wir erleben durften. Für Stefans Offenheit. Für die leisen Momente der Erkenntnis. Für das Wissen, dass Menschlichkeit dann beginnt, wenn wir bereit sind, anders hinzusehen.

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